Montag, 27. April 2009

Too TRUE to be good...

Die letzten Tage habe ich mich mal wieder aus der realen Welt herausgebeamt. Statt Sonnenschein gab es für mich nur Dunkelheit, lichtempfindliche Augen, schmerzende Knie, ein Leben aus dem Rucksack... Und das auch noch freiwillig. Hört sich komisch an und war das Internationale Frauenfilmfestival in Dortmund. Da mich ja schon das eine oder andere Filmfestival begeistern konnte, wollte ich mir mal anschauen, was meine Artgenossinnen so zu bieten haben.

Und was kann ich sagen... irgendwie nicht viel – oder nicht genug. Ohne Zweifel, es war der eine oder andere Spiel-/Dokumentar-/Kurzfilm dabei, für den es sich gelohnt hat, diese Lichtabstinenz durchzuziehen, aber DIESER eine Film, der mein Leben nachhaltig verändert hat, war leider nicht dabei. Dafür sehr Amüsantes, wie z. B. Death by Scrabble.
Aber es war auch vieles dabei, das eine verstaubte, rückschrittliche Einstellung zum Thema "Frau" demonstriert – allen voran verkörpert durch die Kuratorinnen, die Anmoderationen, Ehrungen und Diskussionen konsequent vermasselten und zur Qual werden ließen. Vielleicht waren meine Erwartungen, meine Hoffnungen auf wirklich gleichberechtigte Ideen statt simpler Abgrenzung aber einfach zu hoch angesiedelt. Und offensichtlich würde es eh nieman(N)den erreichen, denn die 1-5 Männer, die sich die Veranstaltung angetan haben, waren entweder scheintot oder schwul (und damit von der Community als "Eine-von Ihnen" akzeptiert). Solange es keinen interessiert, kann frau sich ja wiederum auch so elitär abgrenzen wie sie will. Die Frage ist, an welcher Stelle anzusetzen ist, wenn sich da zukünftig was ändern soll.

Einen Beitrag möchte ich jetzt aber doch noch lobend erwähnen, der mich sogar dazu inspiriert, eine filmische Antwort darauf zu geben. Making of E - Die Freiheit nehmen wir uns ist der schreiend-komische Versuch der Definition von "Emanzipation" und nimmt die Verbissenheit der ganzen Emanzipationsdiskussion so wundervoll aufs Korn. 
To be continued... hoffentlich.

Nicht zuletzt, sondern in vollem Umfang, hat das Festival dadurch verloren, wie es mit seinem eigentlichen Gegenstand umgegangen ist. Schon lustig, dass auf dem Plakat das Wort FILM hervorgehoben wird, denn was man uns hauptsächlich präsentierte, war – aus Kostengründen – eigentlich alles andere als Film. So wird für mich die wahrnehmungsstärkste Erinnerung an das Festival die folgende sein: Ich sitze in einem finsteren Raum. Ein stockfinsterer Raum? Nein, denn ein neongrünes Notausgangsschild spiegelt sich in der Leinwand (und wird die ganze Projektion über zu sehen sein), während ein zweites neben der Leinwand aufglüht. Gespannte Stille... nach einer scheinbar unendlich langen Zeit, ein klickendes Geräusch: ein (DigiBeta-)Band wird von einem Gerät ausgespuckt, das kurze Zeit später ein neues Band schluckt, um die Leinwand mit einem weiteren matschigen, pixeligen Bild – wahlweise von Artefaken durchzogen – zu füllen. Wunderbarrr! Hier und heute nehme ich JEDEN abfälligen Gedanken in jenen Materialitätsdiskussionen "Film- vs. DVD-Projektion" zurück, den ich während des Studiums hatte. Alle, die auch mich jetzt für pedantisch halten (so wie ich die anderen Filmmaterialverfechter früher), sollen sich mal ein paar Tage auf so ein Festival begeben und sich zwischen DVD-Ladekreisen und unscharfen Videoprojektionen eines besseren belehren lassen.

Mein Fazit: Ich lerne nun endlich zu schätzen, wie sehr ich die letzten Jahre in den Filmwissenschaften Paderborns verwöhnt worden bin :)

Sonntag, 5. April 2009

Märchen aus den Slums


Ich bin ja der Meinung, dass es heute mehr den je Platz für eine märchenhafte Geschichte geben sollte. Und wo sonst könnte man in eine Luftschloss-Welt eintauchen wenn nicht im Kino. Keine Angst, jetzt folgt keine hochtrabende Zusammenfassung des Filminhalts von Slumdog Millionaire, den Ihr eh schon alle kennt und auch keine Lobeshymne auf den Trainspotting-Regisseur Danny Boyle
Ich habe ja letztens gelesen, dass man Freundschaften lieber nicht mit Kino-Empfehlungen auf die Probe stellen sollte. Darum werde ich Euch diesen Film nun auch nicht ans Herz legen, falls Ihr ihn noch nicht gesehen habt. 

Ich kann nur berichten, dass wir letztens aller Müdigkeit zum Trotz von der spannenden Story – und ich vor allem von den teilweise überragenden Kameraeinstellungen – und den ganz bezaubernden kleinen und großen Darstellern in den Bann gezogen wurden. Es hat sich auch in jedem Fall gelohnt, die O-Ton-Version mit Untertitel zu wählen. Besonders gefreut habe ich mich, als M.I.A.s Paper Planes fast in voller Länge zum Einsatz kam – übrigens nicht das einzige Lied von Ihr im Soundtrack. Allerdings war ich, glaub ich, die einzige, die während des Liedes aufgeregt im roten Kinosessel hin- und hergerutscht ist und sich zurückhalten musste, nicht mit den Fingern in die Luft zu schießen ;)
 Ja, ja, mir braucht niemand erzählen, dass die Geschichte doch ziemlich an den Haaren herbeigezogen ist – typisch Bollywood  halt – und keine Kosten und Mühen gescheut wurden, auch wirklich möglichst viele Oskars abräumen zu können – typisch Hollywood halt. 
Trotzdem hat der Film viele dramatische, gesellschaftskritische oder einfach nur rührende Momente zu bieten, die mich sehr gut unterhalten und zum Denken angeregt haben. Vielleicht würde ich sogar soweit gehen, zu behaupten, dass der Film gleichermaßen bei (H/B)ollywood-Liebhabern und -Hassern funktioniert, was doch schon eine erstaunliche Leistung darstellt. Aber vielleicht gehe ich da auch zu weit, wer weiß das schon... :)